Merkurtransit – Ein Foto-Abenteuer

Bildausschnitt mit Schatten des Merkurs vor der Sonne
Merkur in der Nähe eines Sonnenflecks

Am Montag habe ich mir extra freigenommen, um in Ruhe den Merkurtransit zu genießen und hoffentlich ein paar schöne Bilder machen zu können. Da ich bereits beim Venustransit fotografiert hatte, glaubte ich, gut vorbereitet zu sein und hatte deshalb nur einen Camcorder mit 25-fach Zoom und eine
Spiegelreflex mit 300 mm-Objektiv bereitgelegt. Zudem hatte ich natürlich noch Sonnenschutzfolie, die ich vor die Objektive halten konnte. Den 1. und 2. Kontakt des Merkurs habe ich dann auch mit diesen Geräten festgehalten. Das Ergebnis war jedoch enttäuschend: Der Merkur ist eben doch wesentlich kleiner als die Venus, so dass aufgrund von Überstrahlungen überhaupt nichts auf den Bildern zu sehen war.

Sollte ich doch mein knapp 20 Jahre altes Einsteigerteleskop vom Discounter verwenden? Dabei waren jedoch mehrere Probleme zu erwarten:

  1. Die Stellschraube, die im schwer zugänglichen Tubus befestigt wird, war ziemlich locker, somit eine exakte Ausrichtung auf die Sonne nur sehr mühsam möglich.
  2. Eine Barlowlinse und einen T2-Ring zur Befestigung der Kamera hatte ich zwar noch, aber die Kamera ist natürlich für das Teleskop deutlich zu schwer, so dass jeder kleinste „Stupser“ zu heftigen Bewegungen im Blickfeld führt.
  3. Das Scharfstellen ist nur über das briefmarkengroße Sucherbild der Kamera möglich. Das Display der Kamera hilft bei strahlendem Sonnenschein auch nicht weiter.
  4. Die Zahnräder für die Feinjustierung des Okulars sind kaputt, so dass ich zum Scharfstellen nur den Tubus händisch raus- oder reinschieben kann. Natürlich ist auf diese Weise die Feinjustierung ein Glücksspiel. Scharfe Bilder sind so nicht unbedingt zu erwarten.

Schritt für Schritt konnte ich jedoch ein Problem nach dem anderen lösen. So ließ sich die Stellschraube am Teleskop mit einem Trick auch von außen festdrehen. Meine Kamera ließ sich umstellen, so dass der Spiegel zwei Sekunden vor der Aufnahme wegklappt. Auf diese Weise bleibt etwas Zeit, dass sich die Erschütterungen reduzieren. Auf einem alten Palm Treo hatte ich noch eine Software, die es mir ermöglichte, die Kamera über die IR-Schnittstelle zeitverzögert auszulösen. Somit war zum fotografieren keine Berührung der Kamera erforderlich, und die Schwingungen konnten erheblich reduziert werden.

Auch für das Problem mit dem Scharfstellen gab es einen Lösungsansatz: Meine Kamera ist in der Lage, Bilder direkt über ein USB-Kabel an den PC zu übertragen. Allerdings steht mir als mobiler PC nur ein Notebook zu Verfügung, das mit Lubuntu betrieben wird. Glücklicherweise konnte ich eine Software namens Darktable finden, die die von der Kamera empfangenen Bilder in einen Ordner ablegt, wo ich dann sofort das Ergebnis betrachten und ggf. nachjustieren konnte – ohne die Kamera in die Hand nehmen und so die vorgenommenen Einstellung verändern zu müssen. Gegen 15 Uhr war ich dann so weit: Nach anfänglichen Problemen wurden die Ergebnisse immer besser. Schade, dass der 3. und 4. Kontakt dann wegen starker Bewölkung nicht mehr zu sehen war.

Trotz aller Mühe war das ein richtig schöner Nachmittag – und gelernt habe ich dabei auch wieder etwas :-)